Seit meiner Geburt 1989 habe ich den grünen Star (kongeniales Engwinkelglaukom). Im Kindesalter wurden 10 Operationen durchgeführt, um meine 10 % Sehkraft zu erhalten. Mehrere Male wurde der Kammerwinkel geöffnet und einige Zellen, die das Kammerwasser produzieren, eingefroren. Bei einer Operation wurde der graue Star (Katarakt) anoperiert und die Linse konnte nicht ausgetauscht werden, da als Kleinkind das Auge noch wächst, deshalb bin ich auf dem rechten Auge vollblind.
Nach den häufigen Glaukomoperationen kam ich zwei Jahre ohne augendrucksenkende Mittel aus. Danach wurden jedoch Augentropfen 2x täglich angesetzt, damit der Augeninnendruck nicht weiterhin steigt.
Als ich jedoch 14 Jahre alt wurde, sank mein Sehen täglich, sodass ich jetzt nur noch wie durch eine starke Nebelwand blicke, ein halbes Jahr hat die Prozedur gedauert und letztendlich war das Sehen nicht mehr zu regenerieren. Mein Sehen beschränkt sich nur noch auf Farben. Umrisse nehme ich nicht mehr wahr, sondern sehe nur ein unbestimmbares Etwas. Dies reicht nur noch zur Orientierung. Lesen war auch nicht mehr möglich, deshalb fing ich an, Blindenspezifisches zu lernen.
Erklären konnte sich dies jedoch kein Arzt, da sich der Druck noch immer im Normalbereich befand.
Mein Sehen tunnelte sich im August 2008 immer weiter ein. Dieser Tunnelblick verengte sich zusehends und in diesem Bereich sah ich nur noch schwarz-weiß, sodass Mitte Oktober '08 eine CPK (Cyclo-Photo Koagulation) durchgeführt worden ist. Der Tunnel bildete sich nun zurück. Durch die CPK sank der Augeninnendruck von vorher 50 auf 17 mmHg.
Leider hielt dies nicht lange an, denn im April 2009
eskalierte der Augeninnendruck und der Tunnel verengte sich mehr und mehr.
Daraufhin zog ich mehrere Ärzte zu Rate und letztendlich
wurde mir die Uniklinik Köln empfohlen. Langer Weg von Lübeck aus, aber es lohnte sich.
Das war Ende Juni 2009.
Ich sprach mit Prof. Krieglstein, Prof. Kohnen und Dr.
Rosentreter. Die Professoren rieten mir zu einem Baerveldtimplantat, was ein sehr komplexer Eingriff gewesen wäre, aber laut ihnen ein sehr sinnvoller, da sich meine Druckwerte mit 3x täglich Diamox nicht unter 30 mmHg hielten.
Es stand jedoch auch wieder eine CPK zur Auswahl, ich sollte
mich entscheiden und mir Gedanken drüber machen.
Ich wählte noch einmal die CPK.
Meine Entscheidung hatte ich getroffen, da der Eingriff mit
dem Implantat ein hohes Risiko hatte (Netzhautablösung, Aderhautablösung, Hypotonie usw.)
Diese CPK hielt dann nur sieben Wochen an und mein Augenarzt aus Lübeck sprach mit der Uniklinik Köln und drei Tage später war ich dort auch schon stationär aufgenommen worden.
Wieder folgten Gespräche mit Prof. Dietlein, Prof.
Krieglstein und Dr. Caramoy. Nun stand wieder zur Überlegung:
Druckwerte von 45 mmHg, was tun?
Erstmal nix, denn mein Augendruck entschied sich in der Klinik zwischen 13 und 20 zu verharren. Wir besprachen, dass wir erst mal versuchen, diese Werte mit Cosopt-S und Taflotan sine zu halten.
Das ging nur einen Tag gut, am Zweiten fing es schon an zu schwanken, zwischen 20 und 40 und am Dritten waren wir dann bei 54 mmHg angela mir klar, es muss erneut operativ etwas passieren, aber mir war auch klar, dass es nun etwas Längeres werden soll und keine Kleinigkeit mehr.
Jetzt bekam ich wieder die Wahl, ob Baerveldtimplantat oder CPK. Ich wurde wieder aufgeklärt, dass die CPK risikoärmer wäre, aber das Implantat mir mehr bringen würde.
Natürlich bestanden nun auch Bedenken, da dieses Kunststoffröhrchen vom Bearveldtimplantat dauerhaft Kammerwasser durchlassen wird und mir schon viele produzierende Zellen fehlen, die Professoren meinten jedoch, das wäre keine Sorge wert, mein Druck würde sich in der Zukunft höchstwahrscheinlich normal verhalten.
Aber sie sahen nicht nur Bedenken bezüglich des Druckes.
Das Auge war durch den zu hohen Druck schon sehr prall. Ließen wir nun das ganze Wasser ab, könnte es zusammenfallen, die Netzhautablösung und Aderhautablösung, wären auch nicht so sinnvoll.
Sie sahen die Risiken aber eher an der OP selbst und nicht anschließend.
Ich dachte mir dann, was soll dieses hin und her?
Vor allem, die nächste CPK wurde mir gesagt, würde auch nicht mehr lange anhalten.
Also entschied ich mich nun doch für das Baerveldtimplantat.
Dann fand am 08.09.2009 die Bearveldt-Operation statt. Ich hatte zuerst ziemliche Angst. Als ich dann nach der Vollnarkose wieder erwachte merkte ich, dass das Auge schmerzt. Es war aber nur von der Operation, da am Auge geschnitten und genäht worden war. Dann bekam ich Schmerzmittel im OP und nachdem die Wirkung auf dem Zimmer nachgelassen hatte, hatte ich auch keinen Schmerz mehr.
Nun waren alle auf die Druckwerte gespannt, nach der Operation kam die Operateurin mit dem iCare (Druckmessgerät) ans Bett und es wurde gemessen. Tada, 6 mmHg. Natürlich, nicht grad der beste Wert, aber auch nicht zu tief, dass man sich sorgen müsste.
Anfangs hielten sich die Werte dann leider im Bereich zwischen 2 und 5 mmHg, was zu niedrig ist und auch eine gewisse Angst auslöste.
Es ist aber normal, dass anfangs ein Unterdruck besteht, da Kammerwasser durch das Kunststoffröhrchen und sogar noch am Rand des Röhrchens abfließt, da ein Loch gebohrt wird und dieses erst einmal zuwachsen muss. Bei dem Unterdruck heißt es nur stark aufpassen, nicht bücken, nicht schwer heben und nicht am Auge reiben.
Jedoch hat sich das Unterdruckproblem schleunigst wieder gelöst.
Den Unterdruck hatte ich vier Tage lang und am Fünften waren es dann Werte von 8 und 10 mmHg.
Spitzenleistung, alle waren zufrieden mit der Arbeit des Implantates.
Die Zufriedenheit wollte mein Auge nur nicht lange gewähren, noch in der Nacht, wo der Druck bei 10 lag, verspürte ich starke Schmerzen im Auge und direkt über dem Auge im Kopf. Das kam mir seltsam vor und ich ließ den Nachtdienst noch mal gucken. Der fand jedoch nichts und sagte, dass das Auge prima aussieht, wie auch nach dem Ultraschall am Morgen.
Netzhaut liegt gut an, Aderhaut ist sicher, alles kein Problem, vielleicht könnten es die verklebten Wimpern sein...
(Druck wurde aber nicht gemessen bei der Kontrolle).
Na gut, verklebte Wimpern wär ein netter Grund gewesen fand ich, aber es hörte nicht auf und wurde mehr und mehr.
Am nächsten Morgen kam dann das absolute Gegenteil des Unterdruckes...
Ein irrer Hochdruck, ich hatte einen Wert von 50 erreicht.
Schön und gut, die Schmerzen waren ja nun geklärt, bei solch einem Druck ist es doch schon unangenehm, ich fragte mich nur, woher das wohl kommt.
Durch gute Aufklärung von Frau Dr. Rothers wusste ich dann, dass noch Gel in der Vorderkammer des Auges ist. Dieses wurde dann im Zeitraum von drei Tagen fünf mal punktiert. Punktieren ist eine schmerzhafte Angelegenheit, bei dem das Auge stark betäubt wird und dann mit einer Sonde auf dem Auge gedrückt wird, damit Gel abgelassen werden kann.
Jetzt war das Gel draußen, aber der Druck stieg nach den Punktionen wieder auf 50 mmHg. Deshalb wurde ein Faden im Implantat weggelasert, was irgendwie den Druck verringern soll und auch getan hat. Der Druck lag danach bei 26 mmHg. Dieser stieg jedoch schnell wieder auf 50 mmHg und ließ nicht mit sich verhandeln. Deshalb wurde dann noch zweimal abends punktiert, damit der Druck etwas sinkt.
Am nächsten Morgen wurde im zweiten Faden ein Kunstwerk gelasert, und zwar eine s-förmige Linie, damit etwas mehr abfließt, aber nicht alles, denn würde der zweite Faden auch noch weggelasert werden, sänke der Druck extrem und man wäre wieder bei den Netzhaut- und Aderhautablösungsproblemen.
Nunja, nach dem zweitem Lasereingriff war der Druck drei Tage lang konstant bei 6 mmHg und war zwei Tage nach der Entlassung aus der Uniklinik auf 12 mmHg.
Nach einer Woche bin ich wegen einem Brennen im Auge zum Augenarzt gegangen. Dieser diagnostizierte nur eine Reizung vom Wind. Nichts gravierendes. Der Druck lag auf 25 mmHg. Wenn ich einen hohen Druck spüre, soll ich das Auge leicht massieren. Davon sinkt der Druck binnen Minuten.
Inzwischen liegt der Druck bei 14 mmHg bei zwei mal täglich massieren. Das Sehen wurde besser. Der Tunnel ist wieder etwas zurückgegangen.
Es war alles nicht ganz einfach und nervenaufwändig, aber wenn ich sehe, dass der Druck schon eine Weile lang konstant geblieben ist, hat sich der ganze Aufwand doch gelohnt und endlich keine Schmerzen mehr!
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© by Janine Meyer, Lübeck
Letztes Update Oktober 2009