OA Dr. Karl Rigal informiert

Beim Glaukom, auch als "Grüner Star" bezeichnet handelt es sich um eine Erkrankung, bei der meist ein erhöhter Augeninnendruck zu einer Schädigung des Sehnerven führt. Diese Schädigung macht sich für den Patienten durch eine zunehmende Einengung seines Gesichtsfeldes bemerkbar und kann in unbehandelten Fällen zu einer wesentlichen Sehverschlechterung bis zur Erblindung führen. Die Ursache für die Erhöhung des Augeninnendruckes ist ein Missverhältnis zwischen der Produktion des Kammerwassers (Flüssigkeit im Augeninneren) und dessen Abfluss aus dem Auge. Das Kammerwasser fließt vom Ort seiner Produktion (Ziliarkörper hinter der Regenbogenhaut) zwischen Linse und Regenbogenhaut durch die Pupille in die Augenvorderkammer. Der Abfluss erfolgt im Kammerwinkel (Ansatz der Regenbogenhaut am Übergang von Hornhaut zur Lederhaut) durch das Trabekelwerk (netzartiges Maschenwerk) in den Schlemm´schen Kanal, der ringförmig in der Augenwand liegt und von hier durch feine Kanälchen in die Blut- und Lymphgefäße unter die Bindehaut. Veränderungen im Kammerwinkel haben einen gestörten Abfluss von Kammerwasser zur Folge. Diese Veränderungen können bedingt sein durch:

a) Einen besonderen anatomischen Bau des Auges bei dem der Kammerwinkel zu eng ist, sodass zu wenig Kammerwasser zum Trabekelwerk abfließen kann.
b) Durch Veränderungen im Trabekelwerk selbst, wodurch der Kammerwasserabfluss in den Schlemm´schen Kanal gestört wird.

Häufigste Ursache für diese Veränderung ist eine altersbedingte Verminderung des Trabekelwerks. (Bei ca. 2% aller über 40jährigen kommt es zu einem erhöhten Augeninnendruck) Angeborene Veränderungen im Trabekelwerk können bereits beim Säugling oder Kleinkind ein Glaukom verursachen. Verlegung der Maschen des Trabekelwerkes durch Pigmente oder andere Materialien, die im Auge produziert werden, können den Kammerwasserabfluss vermindern (bei Entzündungen im Augeninneren, Pigmentglaukom, Pseudoexfoliationsglaukom)
c) Narbige Veränderungen im Kammerwinkel als Folge von Verletzungen.

95% aller Menschen haben einen Augendruck von 15 - 20 mmHg. Allerdings gibt es auch Menschen, bei denen höhere Druckwerte keine Schädigung auslösen, ebenso wie bei einem kleinen Prozentsatz glaukomtypische Sehnerven- und Gesichtsfeldschäden bei normalen Druckwerten auftreten. (Dies spricht dafür, dass nicht nur der erhöhte Augeninnendruck bei der Entwicklung von Schädigungen eine Rolle spielt, sondern auch andere Faktoren wie zum Beispiel die Blutversorgung des Sehnerven). Übersteigt der Augeninnendruck 20 mmHg, sollten bei unauffälligen Sehnerv- und Gesichtsfeldbefunden regelmäßige augenärztliche Kontrollen durchgeführt werden. Bei Werten über 25 mmHg wird eine augendrucksenkende Behandlung zu überlegen sein besonders wenn Risikofaktoren vorliegen (wenn Familienmitglieder an Glaukom erkrankt sind oder bei Vorliegen einer Kurzsichtigkeit oder einer Erkrankung, die aufgrund einer Gefäßschädigung zu einer Durchblutungsstörung des Sehnerven führen kann, zB. Diabetes). Druckwerte ab 30 mmHg müssen unbedingt behandelt werden ebenso wie Patienten, die auch bei niedrigen Druckwerten bereits eine Sehnervschädigung und Gesichtsfelddefekte aufweisen.

Die Behandlungsmethoden des Glaukoms lassen sich in drei Gruppen einteilen:
1. Medikamente
2. Lasereingriffe
3. Operationen

1. Es gibt zahlreiche Medikamente, die den Augeninnendruck über unterschiedliche Wirkungsmechanismen senken können.
a) durch Hemmung der Kammerwasserproduktion
b) durch Förderung des Kammerwasserabflusses

2. Der Laserstrahl kann eingesetzt werden, um im Trabekelwerk einen besseren Abfluss zu bewirken oder um durch eine Lochbildung in der Regenbogenhaut den Kammerwasserabfluss im Auge umzuleiten und dadurch einen zu engen Kammerwinkel zu erweitern. Laserenergie kann auch eingesetzt werden, um die Produktion von Kammerwasser durch Vernarbung des Ziliarkörpers zu vermindern.

3. Wenn mit Medikamenten und Lasereingriffen keine ausreichende Senkung des Augeninnendruckes zu erreichen ist, wird die Operation unumgänglich. Dabei wird eine kleine Öffnung in die Augenwand präpariert, sodass Kammerwasser aus dem Augeninneren unter die Bindehaut abfließen kann.

Die Aufgabe des Arztes ist es, die verschiedenen Möglichkeiten der Augendrucksenkung für jeden einzelnen Patienten individuell auszuwählen. Forschungsergebnisse der letzten Jahre deuten darauf hin, dass beim Glaukom der erhöhte Augeninnendruck durch direkten mechanischen Druck auf die Nervenfasern zwar der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung einer Schädigung des Sehnerven ist, dass aber auch Durchblutungsstörungen sowie Schädigung noch gesunder Nervenfasern durch die Abbauprodukte bereits betroffener Nervenfasern eine wichtige Rolle spielen. Die Anwendung durchblutungsfördernder Medikamente ist daher von Vorteil, neuroprotektive (nervenfaserschützende) Medikamente stehen uns derzeit noch nicht zu Verfügung.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass das Glaukom zwar eine chronisch lebenslange Erkrankung ist die nicht geheilt, aber durch entsprechende Therapiemöglichkeiten behandelt werden kann, ohne dass eine wesentliche Beeinträchtigung für den Patienten besteht. Dazu ist allerdings eine lebenslange Kontrolle durch den Augenarzt ebenso notwendig wie die Mitarbeit des Patienten. Es ist daher auch Aufgabe des Arztes, den Patienten über seine Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären. Wichtig ist natürlich die Früherkennung. Daher sollte ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich der Augeninnendruck und der Sehnerv durch den Augenarzt untersucht und bei Verdacht auf eine bestehende Erkrankung das Gesichtsfeld überprüft werden (computergesteuerte Untersuchung der Lichtempfindlichkeit der Netzhaut und der von ihr ausgehenden Nervenfasern). Bei entsprechender Aufklärung wird der betroffene Patient die Notwendigkeit der Kontrolle und Behandlung einsehen und gemeinsam mit dem Arzt seine Erkrankung in den Griff bekommen.


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Letztes Update 10. November 2004
© by OA Dr. Karl Rigal, Wien